Alraune und der Golem

Richard Kühle

Goblin Press

"ALRAUNE UND DER GOLEM" heißt ein Band, der in der Goblin-Press in Vorbereitung ist. Lars Dangel hat eines der letzten Exemplare dieses 1921 erschienen Romans zum gleichnamigen Film entdeckt, der als eines der großen Rätsel der Filmgeschichte gilt, existieren doch außer der Literaturvorlage lediglich Plakate, aber keine Standbilder oder zeitgenössische Kritiken.

Der Film wird wohl – falls er überhaupt jemals gedreht wurde – für alle Zeit verloren bleiben, aber der Roman lässt seine Bilder vor unseren Augen wiederauferstehen. Erscheinungsdatum am 17.10.2015.


Der Zug war am Galgenberg angelangt. Die Fackelträger bildeten einen Halbkreis. Das Licht der Fackeln reichte nicht aus, um die grausige Stätte ganz zu erhellen. Michael wusste wohl, was ihm bevorstand, aber er bewahrte gewaltsam seine Ruhe. Da trat eine Kuttengestalt vor ihn hin und fragte mit dumpfer, hohler Stimme:

“Ich frage Dich nochmals, Michael, ob Du Dich schuldig hältst.”

Ein hartes “Nein” war die Antwort. Der Kuttenträger gab den bereitstehenden Henkersknechten einen Wink. Da packten sie den Zigeuner und führten ihn unter den Galgen. Michael wurde sich erst jetzt bewusst, wie fürchterlich das Sterben sei. In ohnmächtigem Zorn versuchte er, sich los zu reißen, schlug mit den Füßen um sich und schrie verzweifelt auf. Es nutzte ihm nichts. Die Henkersknechte schleiften ihn mit Gewalt bis an den Platz, wo ihm die Schlinge um den Hals gelegt wurde. In diesem Augenblick krachte ein gewaltiger Donnerschlag mit einem grell aufzuckenden Blitz fast zu gleicher Zeit. Michaels Züge waren fürchterlich verzerrt. Nochmals schrie er in seiner Todesangst auf, aber die Schlinge um seinen Hals erstickte jäh seinen furchtbaren Schrei. 
Die Fackelträger senkten die Fackeln.

Der Sturmwind heulte und klagte ein schauriges Lied. Oben am Galgen hauchte Michael sein Leben aus. Die Männer in den Kutten wandten sich wieder dem Tal zu.

Buchbesprechung

Weder die Geschichte des "Golems" noch die Geschichte der "Alraune" habe ich bisher gelesen. Von daher kann ich behaupten, das ich ohne Vergleiche an dieses Werk rangegangen bin. Ist es nun ein Drehbuch oder ein Roman? Wie im Nachwort von Herrn Dangel schon beschrieben, wirkt diese Geschichte eher wie ein Drehbuch bzw. für mich wie ein Hybrid zwischen Drehbuch & Roman, was mein Lesevergnügen etwas schmälerte. 

 

Die Geschichte lässt sich recht gut und flüssig lesen. Mit den Protagonisten wird man recht schnell warm (trotz diverser Distanzen), sowie deren Interessen, Intrigen und Liebeleien. Im Grunde könnte man meinen es wäre ein Märchen aber dann wieder doch nicht. Die Spannung ist eher verhalten, denn oft konnte man schon erahnen/erraten wie der Werdegang einzelner Personen verläuft.

 

Interessant rauszulesen war, dass es auch damals schon grosse Probleme gab zwischen den Herkünften einzelner Menschen und deren Glaubensrichtungen. Hier wurde besonders der Zigeuner und der Jude hervorgehoben. Hatte man da schon geahnt, was in der Zukunft passieren wird? 

 

Da ich mich "noch" nicht mit den Hintergründen einzelner Geschichten befasse und eher das Lesevergnügen in Vordergrund stelle, hatte ich hier eher ein verhaltenes Lesevergnügen. Das interessanteste hier war für mich, eine Geschichte zu lesen, die bereits als verschollen galt. Dies als Film erscheinen sollte aber lediglich nur Filmplakate erstellt wurden. Warum dieser Film nie erschien ist bisher ohne Erklärungen. 

Zusammenfassung

  • ein Mix zwischen Drehbuch und Roman
  • eine Geschichte die nie ihre Bestimmung fand (als Film)
  • Spannung ist eher verhalten, Protagonisten durchschaubar
  • geschmälertes Lesevergnügen, da Drehbuchcharakter 
  • die Werke "Der Golem" & "Alraune" nicht unbedingt von Bedeutung diese zu kennen
  • ein sehr informatives Nachwort von L. Dangel


Privatdruck

Erscheinungsdatum Ende 2015.