Der Bücherdrache

walter Moers

Penguin Verlag

Die Buchlinge sind wieder da!

In den Katakomben von Buchhaim erzählt man sich eine alte Geschichte vom sprachmächtigen Drachen Nathaviel. Angeblich besteht er aus lauter Büchern, die von der mysteriösen Kraft des Orms durchströmt sind. Die Legende besagt, der Bücherdrache habe auf jede Frage die richtige Antwort.

Der Buchling Hildegunst Zwei, benannt nach dem zamonischen Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, macht sich eines Tages auf den Weg in den Ormsumpf, wo Nathaviel hausen soll. Dabei wagt er sich in Bereiche der Katakomben, in denen es von Gefahren wie den heimtückischen Bücherjägern nur so wimmelt. Und er ahnt nicht, dass die größte Gefahr, die ihm droht, vom Bücherdrachen selber ausgeht. (Q: Amazon)

Buchbesprechung

Die Buchlinge sind los - dem ist auch so, da sie unteranderem die Hauptrolle, neben dem Bücherdrachen, einnehmen. Die Idee der Geschichte ist gar nicht mal so schlecht, nur leider fehlt in meinen Augen die Fantasie. Wo ist die zamonische Inspiration hin? Wo bleiben die Abendteuer, wie einst in den Romanen mit dem Blaubär, Rumo, Echo ...?

 

Meine Freude über diese Ausgabe, war von vornherein etwas zurückhaltend, wo ich nach der Seitenanzahl geschaut hatte. Ein "Abenteuerroman" der in Zamonien mit rund 180 Seiten angegeben wird, da konnte einfach was nicht stimmen. Aber natürlich lass ich mich stets eines besseren belehren, denn schliesslich gibt es Texte auf weit weniger Seiten, die einem das Leserherz höher schlagen lassen können.

 

Das Buch erscheint im Penguin Verlag und die Aufmachung ist genau so, wie man es gewohnt ist vom damaligen Eichborn Verlag und wie sie alle heissen danach. Die Illustrationen sind wieder fantastisch geworden, keine unnötigen bunten Farben, s/w mit sämtlichen Detailreichtum persönlich von W. Moers illustriert.

 

Das Buch besitzt 187 Seiten, wobei die eigentliche Geschichte nach rund 160 Seiten erzählt wurde (und weniger - gehe darauf noch ein). Der Rest ist Werbung sowie eine vorhandene Leseprobe zu "Die Insel der 1000 Leuchttürme". Was macht dort der Anfang, dieser Leseprobe? Ein Brief ... gut, hatte nach diesem Start sofort aufgehört zu lesen.

 

Wer bis hierher gelesen hat, kann sich vorstellen, das ich nicht besonders angetan bin vom Bücherdrachen. Die Fanboys und Fangirls sollten dann auch bitte nicht weiterlesen. Danke.

 

Die Geschichte ist grausam langweilig! Der Start ist unglücklich gewählt worden, in meinen Augen. Denn der "Orm"ling / Buchling erzählt von seinen bestrittenen Abenteuer was er erlebt hatte in der Vergangenheitsform. Damit ist die Geschichte für mich erzählt worden, bereits auf den ersten Seiten, was soll da noch kommen? Denn im Hinterkopf behält man stets, dass der Buchling überlebt hat, sonst könnte er die Geschichte nicht erzählen. Aber auch der ganze Aufbau dieser Geschichte, ist etwas lieblos gestaltet worden. Der Buchling macht sich auf zum Ormsumpf. Diesen erreicht er nach paar Ecken (auf 1 bis 2 Seiten?) und durch den Kristallgarten, von der Ledernen Grotte aus. Warum konnte man diesen Weg zum Ormsumpf nicht ausschmücken mit Abenteuern und Gefahren ("Die Stadt der träumenden..."; "Rumo"; "Schrecksenmeister"), die der Buchling erlebt haben könnte? Somit wäre das Buch auch viel interessanter und dicker geworden. Denn im "Das Labyrinth..." machte man es doch vor, das zig "unbelanglose" Seiten vollgeschrieben werden konnten. Wo es um das Thema der Puppen ging?!

 

Wie dem auch sei, die Geschichte spielt sich wieder nur an einen Ort ab und zwar am Ormsumpf und es wird endlos gequatscht zwischen den Buchling und dem Bücherdrachen. Von Zamonien (Faun & Flora) selber oder auch von den tiefen Katakomben, erfährt man nichts weiter. Doch(!) ein Detail habe ich rausgelesen und zwar, man kann den Ormsumpf bereits in der Ledernen Grotte riechen (?).

 

Das Schlimme ist aber noch, das man hier nicht unbedingt jeden Satz lesen muss in der Geschichte. Denn man hat nicht das Gefühl, das einem was fehlt. Für mich ist diese Geschichte leider nicht besonders lesenswert gewesen und der zamonische Geist ist weiterhin in den Ferien.

 

Achtung! Spoiler

Nachtrag

Wie schafft man es, ein Buch künstlich aufzudicken? Na? Genau! Man erschafft auf 7 Seiten, sprich 14 Buchseiten, eine Illustration die sich auf diese sämtlichen Seiten erstreckt (siehe Bilder) und der Text sehr gering gehalten wird, mit 3 bis 4 Sätzen. Nun könnte man sich dieses auch wieder schön reden, wie toll man sich das doch ausgedacht hatte etc. aber ich fühle mich verarscht und schon schrumpft die erzählte Geschichte von einst rund 160 Seiten auf rund 150 Seiten.

 

P.S. Habe den Drachen nicht komplett abfotografiert, wie man vielleicht gesehen hat.

Zusammenfassung

  • Aufmachung, Qualität wie einst aus dem Eichborn Verlag
  • Illustrationen von W.Moers
  • keine bunten Farben; Illustrationen in s/w gehalten, wie man es kennt und mit seinem ganzen Detailreichtum
  • Schauplatz der Geschichte allein nur der Ormsumpf; keine wirklichen Abenteuer
  • Hauptbestandteil der Geschichte ein Dialog zwischen dem Drachen und Buchling (vergleichbar mit Prinzessin Insomnia)
  • das Buch wird künstlich aufgedickt mit Illustrationen (siehe Nachtrag)
  • das Buch hat rund 180 Seiten, die Geschichte ist aber auf weniger von rund 150 Seiten erzählt
  • Zamonien lässt grüssen aber nicht mit diesen Roman, leider ...


ENDE