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Alfred Kubin

Reprint Edition Spangenberg 1990

Eines Tages erhält ein Mann überraschend Besuch. Der verkündet ihm: «Claus Patera, absoluter Herr des Traumreichs, beauftragt mich als Agenten, Ihnen die Einladung zur Übersiedelung in sein Land zu überreichen.» Der Mann folgt der Einladung. Doch die Traumwelt entpuppt sich als Überwachungsstaat, in dem sich ein apokalyptischer Kampf anbahnt …

 

«Ein großer, düsterer Klassiker der phantastischen Literatur.»

Rezension

Wer würde hier nicht zuschlagen bei einem Scheck von 100.000 Reichsmark, als Maler und Illustrator, wo die Aufträge und Ideen etwas müde geworden sind? 

Der Roman beginnt mit einem namenlosen Ich-Erzähler, der von einen Boten aus dem Traumreich Pateras aufgesucht wird, in seiner Münchener Wohnung. Das Traumreich selbst befindet sich in Zentralasien, im russischen Imperium. Patera, ein alter Schulkamerad, vom Ich-Erzähler, erwarb durch einen glücklichen Zufall, durch Erwerb eines grösseren Vermögens, Grund und Boden von ca. 3000 m2. 

 

Durch die sehr anschaulichen Beschreibungen Kubins, ensteht das Traumreich Samarkand mit der Hauptstadt Perle. Alles besteht ausschließlich aus erworbenen, gebrauchten Sachen (Gebäude, Bauwerke, Gegenstände u.v.m.). Fortschrittliche Technik im Traumreich ist verpönt und wird den einreisenden Bewohnern abgenommen (z.B. ein Rasierapparat) aber auch auf die Kleidung wird geschaut und deren hinterwäldlerischen Lebensstil angepasst.

 

Im Traumreich herrscht Patera, der als Gott, König und höher anzusehen ist. Die Bewohner gehen ihre seltsamen religiösen Rituale nach - wirken wie Gehirn-gewaschen. Im Reich scheint nie die Sonne - Perle die Hauptstadt sowie drumherum, herrschen stets Grautöne und Nebel. 

 

Nach Ankunft eines reichen Amerikaners beginnen die großen Veränderungen sowie der langsame Untergang des Traumreiches. Alles verfault und verschimmelt, Menschen sterben wie Fliegen, Exzesse beginnen sowie Mord und Totschläge. 

 

Surrealistische Symbolik findet man in diesem Roman zu genüge. Vieles bleibt im Unklaren. Ein Traumreich als negative Utopie. Dieses Buch regt zum Nachdenken und Sinnieren an.